„KleinKunst im Leo“ – die zweite Veranstaltung der von der „Theaterwerkstatt Bühnenreif“ ausgerichteten Reihe gestaltete Autor Udo Fröhlich, der aus seinem autobiografischen Comedy-Roman „Drauf geschissen“ las.
„Einer der talentiertesten und tüchtigsten Schreiber unserer Region“, kündigte Reiner Woop, Leiter der Theaterwerkstatt und Initiator der Veranstaltungsreihe, den launigen Literaturschaffenden an. Denn: „Das hat er mir selber gesagt.“ Ja, dann.
Die Stimmung war heiter, der Rahmen intim im randvollen Klassenzimmer des Leopoldinum. Und intim, so geht es auch passagenweise im Erstlingswerk des lustigen Literaten zu, in dem er das ereignisreiche Leben des Protagonisten Claas Wolkenschläger beschreibt. Gut, dass an diesem literarisch-musikalischen Abend keine Gleichstellungsbeauftragte zugegen war, hätte diese doch Anstoß genommen an den schlüpfrigen Bezeichnungen der weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale. Udo Fröhlich – so das Pseudonym des Autors – hatte eingangs allerdings alle gewarnt: Was nun folge, sei keine „Kuschelprosa“, sondern „Es gibt jetzt verbal auf die Fresse“. Das Versprechen löste er ein, denn einige sollten es ganz schön abbekommen: Unter anderem seine erotomanen Ex-Vorgesetzten in einem Speditionsunternehmen, deren Pornoprägung in der Bewerberinnenauswahl Ausdruck fand. Diese wiederum schienen um die Präferenzen der Entscheider zu wissen und ihre Vorzüge bei Bewerbungsfotoshootings und Vorstellungsgesprächen gezielt und erfolgreich einzusetzen. Erfolgreich insofern, als dass sie den – einige Zeit später vermutlich ungeliebten – Job bekamen.
Immer wieder fielen Namen von Musikgruppen wie Aerosmith, Judas Priest und Manowar. Noch deutlich dezibelintensiver, als es den Hörvorlieben des Autors entsprach, ging es in dem Kapitel zu, in dem er seine Autofahrt mit einem Kammerjäger zum Bankautomaten eines Geldinstituts beschreibt – mit einem Gefährt, dessen Innenraum vielfältige Keimkulturen beherbergte und bei tinnitusverdächtiger Beschallung durch die US-amerikanische Bluesrock-Legende ZZ-Top. In sehr ohrenverträglicher Lautstärke hingegen und ebenfalls äußerst gekonnt gestaltete Frank Slanski auf der Gitarre das Intro und die musikalische Untermalung während der Pause.
So derbe seine literarische Sprache, so freundlich ist auf der anderen Seite das Auftreten des Autors mit dem „Drauf geschissen“-Käppi, der seine Bücher nach Ausscheiden aus seiner letzten beruflichen Tätigkeit verfasste – in einer Psychosomatischen Klinik. Einige skurrile Situationen habe er dort erlebt, die er in sein Ende dieses Jahres erscheinendes zweites Werk einfließen ließ. Die, die die weißen Kittel tragen, seien nicht selten die Behandlungsbedürftigsten, verriet er der LZ seine Eindrücke aus dem Paralleluniversum Psychoklinik. Ihnen wäre eine Lesung von Udo Fröhlich zu empfehlen. Durch den kathartischen Effekt lacht sich hier mutmaßlich mancher gesund. Und wenn nicht? Drauf defäziert.